Diese Webseite betreiben Frauen, die durch die Geburt Beckenbodenschäden erlitten haben, mitbetroffene Partner und eine Medizinjournalistin.
Wie haben wir zusammengefunden? Das hat so lange gedauert, wie es für viele Betroffene dauert, an Menschen zu geraten, die einen verstehen. Obwohl wir uns hier und da im Rahmen einer Facebook-Gruppe für Betroffene austauschten oder eventuell zu den gleichen Ärzten und Ärztinnen gingen, kam es erstmals im Frühjahr 2023 zur Initialzündung. Dort fand nämlich eine exklusive Fortbildung von jungen Urogynäkologinnen und -gynäkologen in der Villa Clara Angela in Berlin Grunewald statt, die ihresgleichen sucht, was Atmosphäre und Expertise angeht. Professor Hans-Peter Dietz, einer der führenden Ultraschallspezialisten für den Beckenboden, war aus Australien angereist, um junge Medizinerinnen und Mediziner an verschiedenen Patientinnen zu schulen. Vor einem Auditorium wurden die Befunde in Echtzeit besprochen. Wir waren diese Patientinnen. Über eine Bekanntmachung und Einladung von Martina Lenzen-Schulte über Facebook waren wir dorthin gekommen, weil wir so viele Fragen zu unseren Beschwerden und Befunden hatten, die uns sonst niemand beantworten konnte. Wir kamen von weit her, mit bangen Herzen und Erwartungen. Wir hatten uns weder zuvor persönlich getroffen und wir wussten nicht, mit welchen Menschen und welchen Diagnosen wir konfrontiert werden würden. Das war am Morgen so, am Abend dieses Tages war alles anders.
Die einzigartige Gastfreundschaft von Frau Professor Birgit Arabin, die warmherzige Willkommenskultur in ihrer Villa, die ansprechende Atmosphäre der Tagungs- und Untersuchungsräume bis hin zur köstlichen Bewirtung sorgten dafür, dass wir uns den ganzen Tag als liebe Gäste fühlen durften. Es war für eine Fach- und Fortbildungsveranstaltung ungewöhnlich, dass wir und die mit uns mitgereisten Partner bei der Besprechung der Befunde im Fachpublikum teilnehmen durften, dass wir vor Ort mit so vielen sprechen und uns austauschen konnten, einen ganzen Tag zwischen Kuchen, Kaffee, Snacks und Sonografie – bis hin zu dem von der Hausherrin kredenzten Abendessen.


Die Tatsache, dass sich hier Fachleute trafen, die die Problematik solcher Gebärschäden erkannt hatten und ein ernsthaftes Interesse daran zeigten, die Situation von betroffenen Frauen zu verbessern bzw. solche Schäden überhaupt zu verhindern, gab uns Hoffnung. Das Interesse der anwesenden Fachpersonen war sichtlich groß. Das zeigte sich nur schon daran, dass das ganze Symposium um viele Stunden länger dauerte, als ursprünglich eingeplant. Professor Hans-Peter Dietz erklärte anschaulich, wie solche Schäden am Beckenboden entstehen, welche Funktionseinschränkungen daraus resultieren und was das für die betroffenen Frauen bedeutet. Ebenso leitete er via Mikrofon die Urogynäkologinnen und -Gynäkologen im anderen Raum an, welche sich in dieser Ultraschalltechnik üben konnten.
Schäden, die bis anhin trotz langjährigem Ärztemarathon unerkannt blieben, waren in aller Deutlichkeit auf dem Bildschirm zu sehen. Einer der betroffenen Partner meinte: „Das ist ja eine richtig schwere Verletzung, das habe sogar ich als Laie gesehen.“
Der ebenfalls mitorganisierende und anwesende Urogynäkologe Dr. Thomas Fink suchte für die Frauen mit Hilfe des Ultraschalls nach einem gut sitzenden Pessar. Es war den ganzen Tag lang ein ausgeglichenes Geben und Nehmen. Die Fachpersonen und die betroffenen Frauen waren gemeinsam unterwegs. Ein solches Zusammenarbeiten sollte Standard sein, um auf diesem Gebiet weiter zu kommen.
So ein Erlebnis bleibt nicht ohne Eindruck. Wir tauschten uns mit fremden Frauen aus, die exakt die gleichen Erfahrungen mit ihrem Körper und dem Medizinsystem gemacht hatten. Die exakt die gleichen Enttäuschungen erlebt hatten. Die exakt die gleiche Odyssee auf der Suche nach Hilfe hinter sich hatten. Die exakt die gleichen Antworten suchten. Seither blieb eine Kerngruppe von uns sich freundschaftlich verbunden. Zusammen mit den Kontakten, die über den Geburtsrisiken-Blog vermittelt worden waren, kamen wir schließlich zu einem Treffen im Frühjahr 2024 zusammen, perfekt organisiert von unseren Mitstreitenden – mit dem erklärten Ziel, eine Webseite zu gründen, deren Start wir nun präsentieren. Nicht zuletzt möchten wir all denen, die eine ähnliche Geschichte wie wir hinter sich haben, versichern: Wir alle sind nicht allein. Neben Aufklärung und Information ist der Austausch von Betroffenen in unseren Augen eine unschätzbare Unterstützung, die wir alle in dieser Gruppe außerordentlich wertschätzen.
Als Betroffene wissen und erleben wir, was es bedeutet, mit den Folgen der Schäden zu leben. Wir können nachvollziehen was es heisst, wenn man von einem Moment zum anderen die Gesundheit verliert, und dies in aller Regel erst noch, ohne dass man über die Möglichkeit dieses Verlustes informiert worden wäre, ja, ohne die Möglichkeit erhalten zu haben, aufgrund einer informierten Entscheidung eine Wahl für oder gegen solche Risiken zu treffen. Wir kennen die Nöte der Frauen und deren Umfeld, wir wissen um verschiedene Therapiemöglichkeiten, deren Vor- und Nachteile, deren individuelle Resultate und ebenso deren Möglichkeiten und Grenzen. Wir erfahren durch Gespräche, wie verbreitet Beckenbodenprobleme nach Geburten sind und erkennen einen dringenden Handlungsbedarf in diesem Bereich der Frauengesundheit und der Frauenrechte.
Während einige von uns ihre Beiträge gerne mit dem echten Namen kennzeichnen, bevorzugen es andere, in anonymisierter Weise an der Homepage mitzuarbeiten. Das ist angesichts der Schädigungen an den intimsten und besonders empfindlichen Stellen des Körpers mehr als verständlich. Von diesen betreffenden Mitwirkenden werden unter den Texten die Initialen bzw. Pseudoinitialen zu lesen sein.
An dieser Homepage arbeiten mit:
F. C., Deutschland
HF, Deutschland
„Ich mache bei der Gruppe als betroffener Partner mit, weil ich mich seit mehr als 35 Jahren mit den Konsequenzen aufgrund Fehler und Selbstüberschätzungen durch Hebammen bei der Geburt unseres Sohnes auseinandersetzen muss.
Ich bin der Meinung, dass Männer sich vor der Geburt wesentlich intensiver mit dem Geburtsprozess beschäftigen müssen, um wesentliche Signale zu erkennen und somit rechtzeitig die Reißleine zu ziehen um Frau, Kind wie auch die Beziehung zu schützen. Die Frau ist während der Geburt ausgehebelt und nicht in der Lage, die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen.
Also liebe Männer, wenn ihr nicht wollt, dass euch das gleiche Schicksal einholt wie zigtausend Männer, glaubt nichts von dem Märchen der Geburt, welches auch heute noch wie vor hunderten von Jahren während den Vorbereitungskursen durch die Hebammen verbreitet wird, es ist Zeit sich selber schlau zu machen und Verantwortung für Frau und Kind zu übernehmen.
Wo ihr das könnt fragt ihr euch, ganz einfach hier auf dieser Homepage, denn das ist Alltag und Realität.“
C. G., Deutschland
„Ich arbeite an der Website mit, weil ich der Meinung bin, dass es keine Aufklärung über Beckenbodenverletzungen durch die vaginale Geburt gibt. Frauen werden nach der Geburt sehr oft mit ihren Problemen alleine gelassen und bekommen weder eine gründliche Untersuchung noch passende Therapien für ihren geschädigten Beckenboden.“
Kathrin Häni, Schweiz
„Ich arbeite an der Webseite mit, weil ich der Meinung bin, dass Schwangere und Gebärende ein Recht auf eine allgemeine und individuelle Risikoaufklärung haben, das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper auch in Bezug auf die Geburten gelten muss, die Frauen ein Anrecht auf eine langfristige, gründliche Nachsorge haben und bei Bedarf passende Therapieangebote erhalten müssen. Kurz: Weil beim Gebären dieselben Rechte gelten sollen wie bei allen anderen Gesundheitsthemen auch!“
mls (Martina Lenzen-Schulte), Deutschland
„Ich arbeite an der Webseite mit, weil ich die fundamentale Überzeugung habe, dass es eine Frau nicht die Gesundheit und nicht ihre Weiblichkeit kosten darf, wenn sie Mutter wird. Ich höre im geburtshilflichen Umfeld oft, es sei eben der ‚Preis der Mutterschaft‘, wenn es um Beckenbodenschäden nach der Geburt geht. Nein, das ist falsch: es gibt vieles, das Müttern abverlangt wird, und ich möchte keinesfalls klein reden, was sie leisten müssen, aber dieser Preis ist zu hoch und ein überflüssiger Tribut an eine verknöcherte Geburtshilfe und an eine völlig unzureichende Nachsorge nach einer Geburt. Darüber möchte ich aufklären und das möchte ich anprangern. Damit eine Frau weiter Frau sein kann, wenn sie Mutter geworden ist.“
Katy M., Deutschland
„Ich arbeite an der Seite mit, weil ich vor einigen Jahren unbeschwert, positiv und vermeintlich gut informiert in die Geburt meines ersten Kindes gegangen bin und als geschädigte Frau nach unnötigem angeleiteten Pressen, Saugglocke, Kristellern und Dammschnitt herausgegangen bin. Jahrelang bin ich von Arzt zu Arzt geirrt und meine Beschwerden wurden runtergespielt, erst durch eine Gruppe betroffener Frauen habe ich so viel über den Beckenboden gelernt und die richtigen Quellen gelesen. Ich bin nach so langer Zeit immer noch schockiert, was Geburten anrichten können und werde mein Leben lang mit den Konsequenzen zu kämpfen haben. Ich hoffe, dass das Thema enttabuisiert wird und der medizinische Fortschritt auch auf diesem Gebiet schnell voranschreitet. Ich wünsche mir, dass uns Betroffenen operativ zu mehr Lebensqualität verholfen werden kann und schwangere Frauen wirklich aufgeklärt in ihre Geburt gehen können.“
R.M., Österreich
„Ich arbeite an der website mit, weil ich mir eine Verbesserung der operativen und therapeutischen Versorgung von Frauen mit Geburtsverletzungen wünsche. Vor allem wenn Dammrisse übersehen wurden, werden solche Frauen oft alleine gelassen und ihre Situation als schicksalhaft bezeichnet. Ich sehe aber, dass es sehr wohl Möglichkeiten gäbe. Es gibt sie in Schweden, in Dänemark. Auch das medizinische Fachpersonal muss endlich zu dem Thema hinsehen wollen! Das ist ein Bereich, in dem die Emanzipation noch nicht Einzug gehalten hat.“
S. R., Schweiz
„Als Partner einer geburtsgeschädigten Frau mache ich hier mit, weil ich es schlimm finde, dass offenbar weder Fachleute noch Schwangere inkl. deren Umfeld die wesentlichen Risikofaktoren kennen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Geburtsschäden führen – wie auf dieser Website beschrieben. Seit über zehn Jahren tausche ich mich immer mal wieder mit Ärzten, Hebammen, Pflegefachfrauen, Physiotherapeuten, Schwangeren, Müttern und Vätern zu diesem Thema aus. Ausnahmslos gibt man sich dazu nach wie vor ahnungslos oder spielt das Thema herunter. Dies gilt insbesondere auch in Bezug auf die Konsequenzen solcher Geburtsschäden: Oft sind sie irreversibel, und die Beschwerden werden mit der Zeit immer schlimmer. Mit neuen, tollen Operationsmöglichkeiten, Elektrostimulationsgeräten, Beckenbodentherapien und Co. werden teilweise enorme Hoffnungen geschürt. Die mir bisher bekannten Resultate sind jedoch sehr ernüchternd.“
Silke vom Lehn, Deutschland
„Ich arbeite an der Webseite mit, weil es mit meinem Weltbild unvereinbar ist, dass es solch schwere Geburtsverletzungen, wie hier thematisiert, überhaupt in der modernen Medizin gibt! Ein solches outcome ist für mich völlig unvorstellbar, unverhältnismäßig und inakzeptabel. Das Unglaubliche ist, dass durch Vorenthalten von Informationen schwere körperliche Schäden – anstatt diese zu verhindern – in Kauf genommen, sogar herbeigeführt werden, Schäden, die chronisch lebensverändernd, aggravierend, nicht wieder operativ zu beheben und dabei völlig unnötig sind, da sie vermeidbar gewesen wären! Sind die Verletzungen eingetreten, werden sie leider viel zu oft nicht diagnostiziert, nicht versorgt, und die Frauen damit sich selbst überlassen. Sie erleben Hilflosigkeit und medical gaslighting. Das Argument des Nichtwissens seitens der Medizin kann inzwischen nicht mehr gelten, die Fakten liegen vor. Man kann nur zu dem Schluss kommen, dass dies aus Dogmatismus geschieht und in paternalistischer Manier über die werdende Mutter entschieden wird. Dies ist unerträglich, zutiefst unrecht und gehört geändert, damit die folgenden Generationen diesem Gesundheitsrisiko rund um die Geburt nicht ausgeliefert sind und ihr normales Leben weiterleben können.“
Kontakt: info@geburt-beckenboden.info
Aktualisiert am 13.02.2025