Erfahrungsbericht C. G.

Triggerwarnung: Bei diesem Betroffenenbericht kommen vor:
Saugglocke, Kristellerhandgriff, Windinkontinenz, Senkungen, Levatoravulsion, Dammriss 3. Grades, Abriss Scheidenaufhängung, Traktionszystozele

Mein erstes Kind bekam ich im Alter von 33 Jahren. Die Geburt verlief stockend, dauerte über 24 h, zum Schluss wurde das Kind ohne Aufklärung mittels Saugglocke und Kristellern auf die Welt geholt. Im Wochenbett merkte ich schon, dass der Muttermund viel tiefer war als zuvor und an der Scheidenwand vorne eine „ Vorwölbung „ war. Außerdem konnte ich gelegentlich die Winde nicht halten. Meine Frauenärztin sagte mir, dass das alles normal sei und ich Beckenbodengymnastik machen solle. Ich belegte mehrere Kurse, übte zu Hause, aber es wurde einfach nicht besser. 3 Monate nach der Geburt war ich im ersten Beckenbodenzentrum, hier erfuhr ich, dass ich eine Gebärmuttersenkung Grad 2 und eine Blasensenkung Grad 1 habe. Ich solle weiter trainieren. Es wurde nicht besser, in einem anderen Beckenbodenzentrum bekam ich dann ein halbes Jahr nach der Entbindung ein Würfelpessar angepasst.

Die Jahre vergingen, die Senkung besserte sich nicht, es gab immer wieder Tage, an denen alles haltlos war, das Gefühl unten offen zu sein. Schweregefühl und Druckgefühl nach unten, wenn ich schon nur 5 Minuten gestanden bin. Mit 37 Jahren bekam ich ein zweites Kind, auch wieder vaginal, da mir ja die zwei Beckenbodenzentren dazu geraten hatten, nochmals vaginal zu entbinden, das würde meine Senkungen nicht verschlimmern.

Nach Jahren des Suchens und Lesens habe ich meine Diagnose vor 1,5 Jahren bekommen. Ich weiß nun, dass ich rechts einen kompletten Abriss des Levators habe, dass ich einen unversorgten Dammriss Grad 3 B habe und dass die Scheidenaufhängung abgerissen ist und ich deshalb eine Traktionszystozele habe. Es hat 6 Jahre gedauert, bis ich endlich erfahren habe, was bei der ersten Geburt mit meinem Beckenboden passiert ist.

Ich frage mich heute: Warum wurde ich nicht aufgeklärt ? Warum wird man als Frau nicht schon in der Schwangerschaft über die Risiken der vaginalen Geburt aufgeklärt? Warum dürfen wir Frauen nicht aufgeklärt und selbstbestimmt über unseren Geburtsmodus entscheiden? Es ist mein Körper und er gehört mir.

Meine Verletzungen des Beckenbodens werde ich ein Leben lang haben müssen, sie schränken mich täglich in meinem Leben in vielen Bereichen ein, sie wären zu 100 % mit einem Kaiserschnitt vermeidbar gewesen. So wie mir geht es vielen Frauen, es ist ein Tabu Thema , niemand redet gerne darüber. Wann wird von den Geburtshelfern endlich anerkannt, dass nicht jede Frau vaginal gebären kann ? Die Fakten und Studien dazu gibt es schon seit 20 Jahren und dennoch hat dieses Wissen in der Geburtshilfe bis heute nicht zu einer Verbesserung der Beckenbodengesundheit geführt.